SPD-Gemeinderat warnt: Neuer Kiesabbau im Westen Gräfelfings bringt 180 zusätzliche Lkw-Fahrten quer durch den Ort pro Tag. Mehrheit des Gemeinderates Gräfelfing wurde hinters Licht geführt.
Nur 600 Meter vom ruhigen westlichen Wohngebiet Gräfelfings droht im Bereich Dickwies an der Autobahnauffahrt Germering auf die A 96 ein neues riesiges Kiesabbaugebiet. Der Kies, den die Firma Glück auf einer Fläche von 28,4 ha abbauen will, soll von dort mit Lkws über eine Strecke von ca. 9 km auf der Autobahn und anschließend über die Straßen Gräfelfings ins bestehende Gräfelfinger Kieswerk transportiert werden. Noch viel wahrscheinlicher dürfte sein, dass die Lkws die "nur" ca. 4 km lange Strecke über die Kreisstraße M 21 nach Planegg und von dort abbiegend auf der St2063 über Steinkirchen, die Planeggerstr. und die Würmtalstr. (St2343) in Gräfelfing fahren, warnt SPD-Gemeinderat Franz Lang. Lang rechnet vor: Um den Jahresbedarf des Kieswerks Glück von 580.000 to Kies von Dickwies nach Gräfelfing zu transportieren, sind werktäglich ca. 90 Fahrten von Sattelzügen mit ca. 27 to Ladefähigkeit bei angenommenen 246 Werktagen erforderlich. Mit den Leerfahrten vom Kieswerk zurück zum Abbaugelände somit 180 zusätzliche Fahrten täglich auf Gräfelfings Straßen. Man bedenke: Ein Lkw ist bei Tempo 50 durchschnittlich so laut wie zwanzig Pkw. Der SPD-Gemeinderat ist empört: "Hier handelt es sich ausschließlich um Fremdkies, der bei Glück verarbeitet würde, also Kies, der nicht aus dem Abbau vor Ort stammt." Lang: "Das ist rechtlich nicht zulässig, denn eine reine Fremdkiesverarbeitung dient nicht einem ortsgebundenen gewerblichen Betrieb. Daher scheidet eine Privilegierung nach § 35 Abs. 1 Nr. 3 BauGB aus. Somit ist der weitere Betrieb des Kieswerks aufgrund der ausschließlichen Fremdkiesverarbeitung widerrechtlich." Ein Rückblick: In der Sitzung des Gemeinderates Gräfelfing am 30. April 2019 wurde von einer Gestaltungsmehrheit von CSU/BVGL und dem parteifreien Mitglied Hans-Joachim Kramer dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan für eine zweite Transportbetonmischanlage auf dem Gelände der Fa. Glück mit 13:11 Stimmen zugestimmt, obwohl der vorberatende Bauausschuss dies vorher abgelehnt hatte. Ein wesentlicher Kritikpunkt der Gegner des Beschlusses im Gemeinderat Gräfelfing und auch der Nachbargemeinde Planegg war die zusätzliche Verkehrsbelastung durch LKW-Verkehr. Im September 2018 informierte die Geschäftsleitung von Glück u.a. Gemeinderäte von Planegg und Gräfelfing sowie auch den Landrat Christoph Göbel, dass die Firma bei der europaweiten Ausschreibung weiterer Abbauflächen in Forst Kasten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr zum Zuge kommen wird. Als Kompensationsfläche wurde der Abbau des im Eigentum von Baron von Hirsch stehenden Bereichs Dickwies genannt. Die Geschäftsleitung erwähnte damals auch, dass durch die erhebliche Entfernung vom bestehenden Werk eine Verlagerung des Kieswerks dorthin erfolgen soll. Lang: "Kaum drei Wochen nach dem für Glück positiven Gemeinderatsbeschluss stellt die Firma jetzt den Antrag auf Einleitung eines Raumordnungsverfahrens für den Kiesabbau mit einer Fläche von 28,4 ha im Bereich Dickwies. Darin steht auch, dass der Kies mit LKWs nach Gräfelfing transportiert werden soll. Der Gemeinderat wurde irregeführt“. Durch die Beendigung der widerrechtlichen Kiesverarbeitung auf dem Glückgelände könnte die Gemeinde Gräfelfing endlich damit beginnen, dem Regionalplan der Region München für das Gelände gerecht zu werden. Nämlich Grünzug im östlichen Bereich und im westlichen Bereich die im Plan vorgesehene Realisierung dringend benötigter Wohnungen. Auch für Glück könnte eine Umnutzung des Geländes wirtschaftlich interessanter sein.