Entgegen dem eindeutigen (2/3 Ablehnung) Ergebnis des Bürgerentscheids von 2013 will die Mehrheit des Gemeinderates (CSU, BVGL, IGG) jetzt die Umgehungsstraße zwischen A96 und Würmtalstraße entlang des Gräfelfinger Gewerbegebietes mit einem Taschenspielertrick durchsetzen: Die "Bürgermeister-Göbel-Gedächtnisstraße" soll Kreisstraße deklariert und vom Landkreis gebaut werden - aber mit Gemeindegeld! Kein Wunder, daß der Landrat (Ex-Bürgermeister Göbel) dafür ist. Die SPD lehnt diesen Taschenspielertrick ab. "Wenigstens geben die Befürworter jetzt zu, daß die Straße für den überörtlichen Verkehr gebaut wird und mit Gräfelfing nichts zu tun hat. Aber warum sollen wir Gräfelfinger dann dafür zahlen, daß man von der A96 schneller zur A95 kommt (Autobahn Südring "light")?" so der stellvertrende SPD Ortsvereinsvorsitzende Arnd Meier.
Der Bau der Umgehungsstraße durch den Landkreis wurde in den Kreisausschüssen allerdings nicht so durchgewunken, wie sich Landrat Christoph Göbel und Bürgermeisterin Wüst das vorgestellt haben, sondern mit Bedingungen versehen. „Wir stehen dem Vorhaben auch mit den jetzt offensichtlich im Kreistag beschlossenen Änderungen nach wie vor sehr skeptisch gegenüber“, so die beiden Vorsitzenden Anette Kitzmann-Waterloo und Arnd Meier. Dass die Gemeinde die Straße wegen ihrer überörtlichen Bedeutung eigentlich gar nicht als kommunale Straße bauen darf, dann aber für den gesamten Landkreis großzügig die Kosten übernehmen soll, ist nach Meinung der SPD schon ein starkes Stück und wird von ihr abgelehnt. „Warum sollen die Gräfelfinger für eine Kreisstraße zahlen? Damit wird die Straßenbaulast völlig ausgehebelt. Wir hoffen immer noch darauf, dass im Gemeinderat endlich Vernunft einkehrt und ein tragfähiges Verkehrskonzept entwickelt wird, bevor die Straße gebaut wird.“ Die Gräfelfinger SPD hat ihre Ablehnung von Anfang an damit begründet, dass eine solche Umgehungsstraße keine spürbare Entlastung für Gräfelfing bringen wird und im Gegenteil nur noch mehr überörtlichen Verkehr anzieht. „Nachdem sich gerade erst ein großer Teil der Gräfelfinger Bevölkerung auch mit unserer Unterstützung für den Erhalt der Artenvielfalt ausgesprochen hat, soll nun für den Bau einer neuen Straße ein Teil des jetzigen am Rande des Gewerbegebiets liegenden Grünzugs geopfert und versiegelt werden. Den Bedenken von FDP und Grünen gegenüber der jetzigen Planung können wir uns nur anschließen“, so Kitzmann-Waterloo. Immerhin muss nun auf Drängen der SPD-Kreistagsfraktion wegen des befürchteten Ringschlusses mit der Garmischer Autobahn auch die Auswirkung auf Neuried untersucht werden; dies fehlte nämlich in den bisherigen Gutachten. „Es fehlt leider in unserer Gemeinde nach wie vor an einem tragfähigen Verkehrskonzept, das auch eine grundsätzliche Verbesserung der Bus- und Bahnanbindung sowie schnellerer Fahrradverbindungen beinhaltet. Wie schon früher scheint bei uns die Devise zu herrschen: Erst bauen, dann planen“. Die Straßenbauplanungen, die noch in die Zeit von Landrat Göbel als Bürgermeister von Gräfelfing fallen, waren 2013 in einem Bürgerentscheid von den Gräfelfingern übrigens mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt worden. Die aktuellen Äußerungen von Landrat Christoph Göbel jedenfalls scheinen zu belegen, dass es damals wie heute eigentlich eher um eine Straße für die Weiterentwicklung des Gewerbegebiets geht, und weniger um eine Verbesserung für die Gräfelfinger Bürger. Dagegen stößt der beabsichtigte Rückbau der Würmtalstraße bei der SPD auf Zustimmung. „Diesen Antrag hatte ich im Gemeinderat schon vor Jahren gestellt. Wir begrüßen, dass sich der Landkreis dem jetzt anschließt. Diese Maßnahme hat aber nichts mit dem Bau der Umgehungsstraße zu tun und sollte zügig umgesetzt werden, erklärte SPD-Gemeinderat Franz Lang.